Bellinzona - Luino |
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Die Strecke Bellinzona - Luino entlang des Lago Maggiore ist sicherlich eine der interessantesten der SBB. Rund ein Drittel der landschaftlich reizvollen Strecke liegt auf italienischem Staatsgebiet. Dieser Teil wurde nach italienischen Normalien gebaut und wird bis heute von italienischen Beamten betrieben, aber seit der Anfangszeit ausschliesslich von Schweizer Lokomotiven befahren. Auf der grösstenteils einspurigen Strecke wird ein beachtlicher Transitverkehr abgewickelt, vorwiegend Intermodalzüge zu den italienischen Terminals in Luino, Busto Arsizio und Novara. Auf der Strecke zwischen Cadenazzo und Luino stehen lediglich zwei Kreuzungsbahnhöfe zur Verfügung, deren Ausweichgleislänge Zugkreuzungen im Güterverkehr zulassen. Dies begrenzt die Streckenkapazität natürlich. Ebenfalls ein Kapazitätsengpass ist der Grenzbahnhof Luino, der noch immer vollständig aus Handweichen besteht und schon von daher kurze Zugfolgezeiten verunmöglicht. Ein Anachronismus im liberalisierten Güterverkehrsmarkt Europas des 21.Jahrhunderts. Auch sonst geschieht die Abfertigung der Güterzuge dort oftmals eher schleppend und Verspätungen sowie stundenlange Wartezeiten sind an der Tagesordnung, besonders bei den Zügen die von den FS weiterbefördert werden. Ein Grund dafür ist, dass Luino (und selbst Chiasso) keine Lokdepots der FS haben. Züge werden so in der Regel erst weiterbefördert, wenn aus der Gegenrichtung eine gleiche Anzahl eingetroffen ist und dessen Triebfahrzeuge und Personale zur Rückfahrt frei werden. Bis vor einigen Jahren war der Verkehr bis Luino noch fest in den Händen der klassischen SBB Re 4/4 II-III und Re 6/6. Seit Dezember 2004 fährt die SBB zusammen mit ihrer italienischen Tochter Swiss Rail Cargo Italy s.r.l. mit eigenen Lokomotiven und etlichen Zügen zu einer Anzahl Güterbahnhöfe in Norditalien, etwa nach Gallarate. Dazu stehen die bei Bombardier und Siemens gebauten Mehrsystemlokomotiven Re 484 (15kV AC/ 3kV DC) und 474 zur Verfügung. Langezeit blieb die einfache Fahrleitung aus der Elektrifizierungszeit von 1960. Während auf dem Schweizer Abschnitt die windschiefe Nebenbahnfahrleitung installiert wurde, kamen auf dem italienischen Teil Masten der italienische Gleichstromfahrleitung zum Einsatz, einfach mit SBB Wechselstrom - Accessoires für 15 kV angepasst. Leider ist die zierliche Nebenbahnfahrleitung auf Schweizer Seite ab 2003 durch eine moderne R - Fahrleitung ersetzt worden. Ein Dankeschön möchte ich an dieser Stelle einmal an die SBB-Mitarbeiter richten. Meist sehr hilfsbereit und freundlich, zeigten sie immer wieder Verständnis für meine Wünsche und gaben mir breitwillig Auskünfte über Fahrzeiten dieses oder jenen Güterzuges, obschon dies offiziell natürlich nicht erlaubt ist. Vielleicht haben sich SBB-Mitarbeiter auch einfach ein gesundes, unternehmerisches Denken zu eigen gemacht, welches andernorts bisweilen weniger spürbar ist. Wer schon mal auf einem italienischen Bahnhof versucht hatte, beispielsweise bloss ein Bild von einem längst stillgelegten und vergammelten Güterumschlagplatz aus machen, weiss, was ich meine!
Bellinzona-Luino: Tag und Nacht herrscht auf dieser Transitstrecke Betrieb. Nach den imposanten Burgen von Bellinzona und der Magadinoebene passieren die Güterzüge auch Vira, eines der wohl malerischsten Dörfer am Lago Maggiore. In Luino fand bis vor kurzem bei allen Zügen Lokwechsel statt, heute befördern die SBB einen Teil der Intermodalzüge in Eigenregie weiter zu ihren Zielen in Gallarate, Busto Arsizo und Novara, einige werden gleich im angrenzenden Terminal ab- und wieder neu beladen.Quellennachweis: Bilder unten mitte und rechts SBB, Rest Markus Fischer.
Orientierung Streckenverlauf: Tessin - Karte
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