Pays d'enhaut -
deutsch Oberland - wird die
heute zum Kanton Vaud gehörende Talschaft zwischen Montbovon und Rougemont genannt.
Blau-Crème farbene Züge der Montreux - Oberland Bernois Bahn
(MOB) durchfahren diese Landschaft mit saftigen Bergwiesen. Überall
weiden gefleckte Simmentaler Kühe auf steilen Bergflanken, und kaum
etwas stört das harmonische Bild der putzigen Dörfer. Neben stattlichen,
braungebrannten Bauernhäusern und Gaststätten aus den vergangenen
Jahrhunderten stehen moderne Chalets, jedoch im traditionellen Stil mit massivem Holz
gebaut. Die Region ist eine Schweiz wie aus dem Bilderbuch.
Das Gebiet lag Jahrhundertelang
unter der Herrschaft der Grafen von Gruyères. 1554 geriet dieser in finanzielle Nöte und musste seine Ländereien an die Städte
Freiburg und Bern abtreten. Somit gelangte das französischsprachige Pays d'Enhaut unter den Herrschaftsbereich von Bern. Bereits
Jahrhunderte zuvor schon kontrollierte das mächtige Bern grosse Teile des heutigen Kantons Waadt als
Untertanengebiete.
Bedingt
durch diese Laune der Geschichte
gleichen noch heute die malerischen Dörfer mit den braungebrannten
Chalets jenen
des naheliegenden Berner Oberlandes wie ein Ei dem andern. Das Französisch als
Sprache
blieb jedoch bestehen, und erst als mit dem Einmarsch Napoleons 1799 in der
Schweiz alle Untertanengebiete befreit wurden, gelangte das Pays
d'Enhaut zum
neu gegründeten Kanton Vaud. "Liberté e Patrie" steht denn auch zu Recht auf dessen Kantonswappen.
Die schmalspurige Montreux -
Oberland Bernois (MOB), welche seit 1905 diese Talschaft durchfährt,
hat diese erst dem Tourismus erschlossen und mit den späteren
Luxuszügen der zwanziger Jahre zu Weltruhm verholfen.
Unter dem Namen "Golden
Pass" ist es ihr in den letzten 20 Jahren dank neuem Rollmaterial
und einem geschickten
Marketing gelungen, an die grossartigen Luxuszüge der Belle-Epoque
der zwanziger Jahre anzuknüpfen. Heute steht dieser
Markenname für die gesamte Verbindung von Montreux nach Luzern. Dass sich
dahinter drei rechtlich selbständige Bahnen verbergen, ist
für den Kunden meist irrelevant und ausser dem durch unterschiedliche
Spurweiten bedingten zweimaligen Umsteigen in Zweisimmen und Interlaken
auch wenig spürbar.
All dies ist wohl dem
unternehmerischen Mut, dem Ideenreichtum und der Innovationsfreudigkeit der MOB zu verdanken: Ende der siebziger Jahre
begannen sie mit relativ bescheidenen Mitteln unter Verwendung von alten Wagenkästen, neue
Panoramawagen aufzubauen. Auch beim Innenausbau beschritten die MOB
Neuland: Erstmals gelangten Sitze und weitere sonst bei Reisebussen verwendeten
Komponenten zum Einsatz. Gegenüber einer Beschaffung von neuen
Schmalspurwagen der Industrie konnten mit der unkonventionellen Bauweise
immerhin rund ein Drittel der Investitionskosten eingespart werden ! Als
Zuglokomotiven dienten zunächst die alten BDe 4/4 Triebwagen von 1944,
fallweise sogar die mächtigen DZe 6/6 aus der Belle Époque von 1929.
Die Farbgebung knüpfte an das gediegene, auch heute noch elegant
wirkende Blau-Beige der
alten Luxuszüge an. Ab 1984 wurden dann die modernen GDe 4/4 im
passenden Farbschema beschafft.
Seither
wurde mit stets neuerem Rollmaterial und Zügen wie dem "Super-
panoramic-" zuletzt dem "Cristal-Panoramic-Express" das Angebot
laufend ausgebaut.
Punkto Fahrkomfort weit weniger
komfortabel, aber für Eisenbahnfreunde mindestens so interessant, sind die mit
Schnell- und Regionalzügen eingesetzten ABe 8/8
Doppeltriebwagen 4001-4004 der sechziger Jahre. Noch immer tragen
sie das klassische Blau-Crème und wurden in all den Jahren auch kaum
verändert.
Während die MOB über Jahre etliche
Mittel in attraktive Züge investiert haben, mussten wohl manche Infrastrukturvorhaben
zurückgestellt werden. Als eine der letzten
Bahnen der Schweiz fährt sie auf manchen Streckenabschnitten noch immer
unter der Uralt-Fahrleitung mit Holzmasten aus den Eröffnungsjahren.
Von daher und auch der wegen der Schönheit der durchfahrenen Landschaften ist die MOB
sicher eine der attraktivsten und interessantesten Schmalspurbahnen der Schweiz. Aber bitte, urteilen Sie selbst
anhand der folgenden Bilder!