RAe 4/8 Churchill

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Ce 6/8 14253
Be 6/8 13302
Be 4/6 + Be 4/7
100 Jahre A 3/5
RAe 4/8 Churchill
Roter Pfeil RAe 2/4
RAe TEE

 

 

Mit dem Churchill Pfeil RAe 4/8 1021 durchs Land

Auf Nebenstrecken, wo sonst nur GTW's und NPZ verkehren, ist der Churchill RAe 4/8 stets ein gern gesehener Gast. Gemütlich erklimmt er bei Talheim-Altikon die sanfte Steigung aus dem Thurtal, welches er wenige Minuten zuvor auf dem Viadukt von Ossingen überquert hatte. Die Aufnahme entstand am 24.Juni 2007.

 

Der Churchill Pfeil RAe 4/8 1021 ist eines der legendärsten Schweizer Triebwagen und heute ein kleines Juwel unter den historischen SBB - Triebfahrzeugen. 

Er wurde im Jahr 1938 von der SLM nach dem Vorbild der kleinen Roten Pfeile gebaut und sollte mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h das Paradefahrzeug an der Landesausstellung von 1939 werden, obgleich diese Geschwindigkeit zum damaligen Zeitpunkt auf keiner Schweizer Strecke gefahren werden konnte. Als er 1939 abgeliefert und zwei Jahre später für den Charterverkehr freigegeben wurde, bestand auch kaum Anlass dazu. Stattdessen plante die Armee während des Zweiten Weltkrieges, dieses Fahrzeug zu einem Gepäckwagen für mögliche Kriegseinsätze umzubauen. Diesem Vorhaben wiedersetzte sich aber die SBB vehement, so dass dem RAe 4/8 ein solch trauriges Schicksal erspart blieb.

Zum Glück, denn bloss zwei Jahre später kündigte sich hoher Besuch an, als Sir Winston Churchill im September 1946 privat in der Schweiz weilte und ihr anschliessend einen offiziellen Besuch abstattete, während dem er auch seine berühmte Zürcher Rede hielt. Zur Beförderung dieses hohen Gastes besann man sich dieses Triebzuges, der seither 'Churchill-Pfeil' genannt wird.

Dass der Doppelpfeil bis heute existiert und auch wieder betriebsfähig ist, grenzt an ein kleines Wunder. Nachdem er in den prosperierenden Nachkriegsjahren in seinem ursprünglich vorgesehenen Einsatzgebiet von Gesellschaftsfahrten eingesetzt wurde, musste er im Jahr Expo-Jahr 1964 zusammen mit den anderen Roten Pfeilen in den Planbetrieb einspringen und wurde deswegen vorübergehend sogar zu einem Fahrzeug zweiter Klasse degradiert. Noch im gleichen Jahr  kehrte er aber wieder zu seinem früheren Heimatdepot Luzern zurück und wurde erneut mit Gesellschaftsfahrten eingesetzt. 

Der Churchill-Pfeil kann heute freizügig auf dem ganzen SBB-Netz eingesetzt werden. Mit Gesellschaftsfahrten gelangt er auch öfters in den Tessin. Die langen 26-Promille-Rampen der Gotthardbahn stellen für den Triebwagen kein Problem dar. Gurtnellen, 2.September 2007.

 

Zu einem vorübergehenden Einbruch kam es 1971, weil angeblich zu wenig freie Trassen und Personal für Sonderzüge verfügbar waren. Dies erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass das Verkehrsaufkommen im Personenfernverkehr in den Siebziger Jahren geradezu bescheiden war im Vergleich zu heute.

Der erhebliche Einbruch im Güterverkehr ab Mitte der siebziger Jahre ermöglichte es den SBB aber bald problemlos, die populären Ausflugs- und Sonderfahrten mit den Roten Pfeilen wieder aufzunehmen. Wegen dem hohen Unterhaltsaufwand für die Fahrzeuge war aber eine solche Fahrt schon damals sehr teuer und kostete praktisch das Doppelte einer Reise im Autocar. Dennoch waren die Roten Pfeile dermassen beliebt, dass die SBB nicht einmal annähernd in der Lage waren, die Nachfrage nach Sonderfahrten zu befriedigen! 

1979 wurde der Churchill-Pfeil einer Hauptrevision unterzogen und erhielt die neue Nummer 1021. Dabei wurde der Gleittransformator revidiert und die Steuerung umgebaut. Doch die Mühe des Werkstättepersonals der HW Zürich um den RAe 4/8 war vergebens: Bereits bei der Inbetriebnahme erlitt das Fahrzeug einen schweren Transformatorenschaden, und der 1021 blieb in der Folge über Jahre abgestellt. Für die SBB kam eine erneute Aufarbeitung aus Kostengründen nicht mehr in Frage, gleichwohl wollte man dieses legendäre, historische Fahrzeug auch nicht einfach sang und klanglos verschwinden lassen. Aber selbst die Hoffnung, den Churchill wenigstens als 'Leiche' im Verkehrshaus unterzubringen, erfüllte sich nicht.

Wer würde den Nationalfeiertag nicht gerne mit einem kleinen Apéro am See zelebrieren? Genau dies tat eine Gruppe am 1.August 2009 mit dem Churchill, mit dem sie eine Rundfahrt um den Zürichsee und in die Zentralschweiz machten. Das Bild entstand am Zürichsee bei Horgen.

Selbst an der dichtbebauten Goldküste am rechten Zürichseeufer finden sich schöne Stellen. Das Bild entstand zwischen Erlenbach und Winkel. 18.9.2010


1985 dann wurde das immer noch defekte Fahrzeug von einem privaten Interessenten gekauft und gelangte später an das Reisebüro Mittelthurgau. Diesem Reisebüro, einer Tochtergesellschaft der Mittelthurgau-Bahn, gelang die erneute Inbetriebnahme des roten Doppelpfeils, wobei die problematischen Gleittransformatoren nun durch einen konventionellen Trafo mit Thyristorsteuerung ersetzt werden konnten.

Mit dem Konkurs der Mittelthurgau-Bahn gelang dieses historisch wertvolle Fahrzeug wieder zurück zu den SBB. Der Churchill-Pfeil wurde erneut revidiert und steht heute als Charterfahrzeug für Fahrten durch die ganze Schweiz zur Verfügung. 
 

Churchill-Pfeil RAe 4/8 zwischen Sins und Mühlau
Mit dem Roten Pfeil durchs Freiamt: Am 22.Juli 2003 unternahm der Churchill eine Rundfahrt in die Innnerschweiz.Von Bern brachte er die Fahrgäste über Olten nach Luzern, wo diese über den Vierwaldstättersee nach Brunnen reisten. Die Rückfahrt führte über die landschaftlich reizvolle Südbahn Immensee - Rotkreuz - Lenzburg, die sonst fast nur von Regional- und Güterzügen befahren wird. Bei Sins bot sich den Reisenden dieser Ausblick ins Reusstal.
'Churchill' RAe 4/8 auf der Rheinbrücke bei Feuerthalen

Beinahe traditionell sind die Einsätze des Churchill-Pfeils am 1.August von Zürich über Winterthur - Weinfelden - Kreuzlingen und Schaffhausen zum Rheinfall bei Neuhausen. Dort bleibt der Triebwagen während ca. 40 Minuten jeweils auf der Rheinbrücke stehen, und die Fahrgäste können währenddessen das Feuerwerk am Rheinfall zum Nationalfeiertag geniessen. Kurz vor seinem Ziel passierte er am 1.August 2003 die filigrane Fachwerkbrücke bei Feuerthalen.

 

Auch im 2004 hatte der RAe 4/8 1021 etliche interessante Ausflugsfahrten unternommen. Bereits am 17. Januar fuhr zur Eröffnungsfeier von Swiss Rail Cargo Italy (SRC) nach Chiasso und zurück. Das Bild zeigt ihn nach der Rückkehr im HB Zürich, kurz bevor er sich wieder zurück zu seinem Standplatz auf der Höhe der Langstrasse begab.

 

'Churchill' RAe 4/8 am oberen Hauenstein
Nachdem die zweite Januarhälfte 2004 als Zeitfenster für Revisionsarbeiten vorgesehen war und der Churchill in Zürich bleiben musste, führte ihn bereits am 1.Februar eine Fahrt in die Kantone Aargau, Baselland und Solothurn. Am oberen Hauenstein, welcher sonst lediglich von zweiteiligen NPZ und heute auch von FLIRT befahren wird, sorgt er an diesem frühlingshaft warmen Tag für eine willkommene Abwechslung. Aufnahme zwischen Buckten und Läufelfingen.

 

Am 27.März 2004 führte er  erneut eine Gesellschaft über den oberen Hauenstein. Der schwache Regionalverkehr im Zweistundentakt lässt für Extrafahrten reichlich Spielraum auf der Einspurstrecke. Während auf der Südseite des Hauenstein-Tunnels bei Trimbach bereits der Frühling Einzug hielt, verblieb in den höheren Lagen noch immer etwas Schnee.
'Churchill' RAe 4/8 zwischen Immensee und Arth-Goldau
Tags darauf brachte der Churchill-Pfeil Besucher aus Basel, Olten und Aarau zum Ballet 'Schwanensee on Ice' nach Luzern. Damit die Fahrgäste auch die Aussicht auf den Zuger- und Vierwaldstättersees geniessen konnten, fuhr der Zug über Muri - Rotkreuz nach Arth-Goldau, wendete dort und gelangte anschliessend  über Immensee - Küssnacht nach Luzern. Die Aufnahme entstand bei Arth am Zugersee, im Hintergrund Walchwil.

 

Churchill RAe 4/8 vor den Mythen bei Steinen, Gotthardbahn
Kann eine Muttertagsfahrt schöner sein? Am 14.Mai 2006 fuhr der Doppelpfeil nach Locarno und zurück. Nebst Müttern, Frauen und Gourmetfreunden kann auch Eisenbahnfans eine solche Fahrt nur empfohlen werden, lässt sich doch im eleganten Doppelpfeil dem Lokführer sehr schön über die Schultern blicken, wozu man sonst seit dem Ende der BDe - und RBe - Triebwagen nur selten Gelegenheit hat. Bei Steinen eilt der RAe 4/8 den beiden Mythen entlang Arth-Goldau entgegen.

 

Churchill-Pfeil RAe 4/8 bei Merlischachen am Vierwaldstättersee
Die Strecke Luzern-Immensee über Küssnacht am Rigi bietet wunderschöne Ausblicke auf den Vierwaldstättersee und die Berge der Zentralschweiz. Seit jedoch die Gotthard-Schnellzüge von Luzern den Umweg über Rotkreuz nehmen, ist es still geworden um diese Strecke. Nur noch die stündlichen Regionalzüge nach Brunnen und die Voralpen-Express Züge bieten den Reisenden diese Ausblicke. 

Als am 16.Juli 2006 eine Gesellschaft mit dem RAe 4/8 in der Zentralschweiz unterwegs war, packte ich Kamera und Sonnencrème, um hier zwischen Meggen und Merlischachen den Veteran abzuwarten und diesen im passenden Moment auf die Speicherkarte zu bannen..

 

Sehr beliebt sind auch Fahrten in die Ostschweiz und an den Bodensee, wobei vielfach die Linien Winterthur - Schaffhausen - Stein am Rhein befahren werden, um dann über Ossingen und Winterthur zurückzukehren. Dank der vielerorts noch vorhandenen Infrastruktur mit Kreuzugsgleisen in den Bahnhöfen sind Extrazüge zwischen den stündlichen Regionalzügen problemlos möglich.

Die Aufnahme entstand bei Ossingen, wo bis heute eine Gleiswaage mit Häuschen und die  Abläute-Glocken überlebt haben. 28.04.2007

 

Der Viadukt bei Wipkingen von 1856 ist von einer der der ältesten Eisenbahnbrücken der Schweiz und die Eisenfachwerkkonstruktion eine der letzten ihrer Art auf Schweizer Hauptstrecken überhaupt. Sie wurde kürzlich renoviert und dürfte auch für in absehbarer Zukunft erhalten bleiben. Am 1.Juli 2007 passierte der RAe 1021 die Stelle auf einer Fahrt nach Laufenburg.