|
Auf
Nebenstrecken, wo sonst nur GTW's und NPZ verkehren, ist der
Churchill RAe 4/8 stets ein gern gesehener Gast. Gemütlich
erklimmt er bei Talheim-Altikon die sanfte Steigung aus dem
Thurtal, welches er wenige Minuten zuvor auf dem Viadukt von
Ossingen überquert hatte. Die Aufnahme entstand am 24.Juni 2007.
Der
Churchill Pfeil RAe 4/8 1021 ist eines der legendärsten
Schweizer Triebwagen und heute ein kleines Juwel unter den
historischen SBB - Triebfahrzeugen.
Er
wurde im Jahr 1938 von der SLM nach dem Vorbild der kleinen
Roten Pfeile gebaut und sollte mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 150 km/h das Paradefahrzeug an der Landesausstellung von
1939 werden, obgleich diese Geschwindigkeit zum damaligen
Zeitpunkt auf keiner Schweizer Strecke gefahren werden konnte.
Als er 1939 abgeliefert und zwei Jahre später für den
Charterverkehr freigegeben wurde, bestand auch kaum Anlass dazu.
Stattdessen plante die Armee während des Zweiten Weltkrieges,
dieses Fahrzeug zu einem Gepäckwagen für mögliche Kriegseinsätze
umzubauen. Diesem Vorhaben wiedersetzte sich aber die SBB
vehement, so dass dem RAe 4/8
ein solch trauriges Schicksal erspart blieb.
Zum Glück, denn bloss zwei Jahre später kündigte sich hoher
Besuch an, als Sir Winston Churchill im September 1946 privat in
der Schweiz weilte und ihr anschliessend einen offiziellen
Besuch abstattete, während dem er auch seine berühmte Zürcher
Rede hielt. Zur Beförderung dieses hohen Gastes besann man sich
dieses Triebzuges, der seither 'Churchill-Pfeil' genannt wird.
Dass der Doppelpfeil bis heute
existiert und auch wieder betriebsfähig ist, grenzt an ein
kleines Wunder. Nachdem er in den prosperierenden
Nachkriegsjahren in seinem ursprünglich vorgesehenen
Einsatzgebiet von Gesellschaftsfahrten eingesetzt wurde, musste
er im Jahr Expo-Jahr 1964 zusammen mit den anderen Roten Pfeilen in den Planbetrieb
einspringen und wurde deswegen vorübergehend sogar zu einem
Fahrzeug zweiter Klasse degradiert. Noch im gleichen Jahr kehrte er aber
wieder zu seinem früheren Heimatdepot Luzern zurück und wurde erneut mit Gesellschaftsfahrten eingesetzt.
|
|
Der
Churchill-Pfeil kann heute freizügig auf dem ganzen SBB-Netz
eingesetzt werden. Mit Gesellschaftsfahrten gelangt er auch
öfters in den Tessin. Die langen 26-Promille-Rampen der
Gotthardbahn stellen für den Triebwagen kein Problem dar.
Gurtnellen, 2.September 2007. |
Zu
einem vorübergehenden Einbruch kam es 1971, weil angeblich zu wenig freie Trassen und
Personal für Sonderzüge
verfügbar waren. Dies erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt,
dass das Verkehrsaufkommen im Personenfernverkehr in den
Siebziger Jahren geradezu bescheiden war im Vergleich zu heute.
Der
erhebliche Einbruch im Güterverkehr ab Mitte
der siebziger Jahre ermöglichte es den SBB aber bald problemlos,
die populären Ausflugs- und Sonderfahrten mit den Roten Pfeilen wieder
aufzunehmen. Wegen dem hohen Unterhaltsaufwand für die
Fahrzeuge war aber eine solche Fahrt schon damals sehr teuer und
kostete praktisch das Doppelte einer Reise im Autocar.
Dennoch waren die Roten Pfeile dermassen beliebt, dass die SBB nicht
einmal annähernd in der Lage waren, die Nachfrage
nach Sonderfahrten zu befriedigen!
1979 wurde der Churchill-Pfeil einer Hauptrevision unterzogen
und erhielt die neue Nummer 1021. Dabei wurde der
Gleittransformator revidiert und die Steuerung umgebaut. Doch
die Mühe des Werkstättepersonals der HW Zürich um den RAe 4/8
war vergebens: Bereits bei der Inbetriebnahme erlitt das
Fahrzeug einen schweren Transformatorenschaden, und der 1021
blieb in der Folge über Jahre abgestellt. Für die SBB kam eine
erneute
Aufarbeitung aus Kostengründen nicht mehr in Frage, gleichwohl
wollte man dieses legendäre, historische Fahrzeug auch nicht
einfach sang und klanglos verschwinden lassen. Aber selbst die Hoffnung, den Churchill
wenigstens als 'Leiche' im
Verkehrshaus unterzubringen, erfüllte sich nicht.
|
|
Wer
würde den Nationalfeiertag nicht gerne mit einem kleinen Apéro
am See zelebrieren? Genau dies tat eine Gruppe am 1.August 2009
mit dem Churchill, mit dem sie eine Rundfahrt um den Zürichsee
und in die Zentralschweiz machten. Das Bild entstand am
Zürichsee bei Horgen. |
|
|
Selbst
an der dichtbebauten Goldküste am rechten Zürichseeufer finden
sich schöne Stellen. Das Bild entstand zwischen Erlenbach und
Winkel. 18.9.2010 |
1985 dann wurde das immer noch defekte Fahrzeug von einem
privaten Interessenten gekauft und gelangte später an das
Reisebüro Mittelthurgau. Diesem Reisebüro, einer
Tochtergesellschaft der Mittelthurgau-Bahn, gelang die erneute
Inbetriebnahme des roten Doppelpfeils, wobei die problematischen
Gleittransformatoren nun durch einen konventionellen Trafo mit
Thyristorsteuerung ersetzt werden konnten.
Mit dem Konkurs der Mittelthurgau-Bahn gelang dieses historisch
wertvolle Fahrzeug wieder zurück zu den SBB. Der Churchill-Pfeil
wurde erneut revidiert und steht heute als Charterfahrzeug
für Fahrten durch die ganze Schweiz zur Verfügung.
|
|
|
|
|
|
|
|
Mit
dem Roten
Pfeil durchs Freiamt: Am
22.Juli 2003 unternahm der Churchill eine Rundfahrt in die
Innnerschweiz.Von Bern brachte er die Fahrgäste über
Olten nach
Luzern, wo diese über den Vierwaldstättersee nach Brunnen reisten. Die Rückfahrt
führte über die landschaftlich reizvolle Südbahn Immensee - Rotkreuz - Lenzburg, die sonst
fast nur von Regional- und
Güterzügen befahren wird. Bei Sins bot sich
den Reisenden dieser Ausblick ins Reusstal. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Beinahe traditionell sind die Einsätze
des Churchill-Pfeils am 1.August von Zürich über Winterthur - Weinfelden -
Kreuzlingen und Schaffhausen zum Rheinfall bei Neuhausen. Dort bleibt der
Triebwagen während ca. 40 Minuten jeweils auf der Rheinbrücke stehen, und die Fahrgäste
können währenddessen das Feuerwerk am Rheinfall zum Nationalfeiertag
geniessen. Kurz vor seinem Ziel passierte er am 1.August 2003 die filigrane
Fachwerkbrücke bei Feuerthalen.
|
|
|
|
|
|
Auch
im 2004 hatte der RAe 4/8 1021 etliche
interessante Ausflugsfahrten unternommen. Bereits am 17. Januar fuhr
zur Eröffnungsfeier von Swiss Rail Cargo Italy (SRC) nach Chiasso
und zurück.
Das Bild zeigt ihn nach der Rückkehr im HB Zürich, kurz bevor er
sich wieder zurück zu seinem Standplatz auf der Höhe der
Langstrasse begab.
|
|
|
|
|
|
Nachdem
die zweite Januarhälfte 2004 als Zeitfenster für Revisionsarbeiten
vorgesehen war und der Churchill in Zürich bleiben musste,
führte ihn bereits am 1.Februar eine Fahrt in die Kantone
Aargau, Baselland und Solothurn. Am oberen Hauenstein,
welcher sonst lediglich von zweiteiligen NPZ und heute auch von
FLIRT befahren wird,
sorgt er an diesem frühlingshaft warmen Tag für eine willkommene
Abwechslung. Aufnahme zwischen Buckten und Läufelfingen.
|
|
|
|
|
|
Am
27.März 2004 führte er erneut eine Gesellschaft über den oberen
Hauenstein. Der schwache
Regionalverkehr im Zweistundentakt lässt für Extrafahrten reichlich Spielraum auf
der
Einspurstrecke. Während auf der Südseite
des Hauenstein-Tunnels bei Trimbach bereits der
Frühling Einzug hielt, verblieb in den höheren Lagen noch
immer etwas Schnee. |
|
|
|
|
|
Tags
darauf brachte der Churchill-Pfeil Besucher aus Basel, Olten und
Aarau zum Ballet 'Schwanensee on Ice' nach Luzern. Damit die
Fahrgäste auch die Aussicht auf den Zuger- und
Vierwaldstättersees geniessen konnten, fuhr der Zug über Muri
- Rotkreuz nach Arth-Goldau, wendete dort und gelangte
anschliessend über Immensee - Küssnacht nach Luzern. Die
Aufnahme entstand bei Arth am Zugersee, im Hintergrund Walchwil.
|
|
|
|
|
|
Kann
eine Muttertagsfahrt schöner sein? Am 14.Mai 2006 fuhr der
Doppelpfeil nach Locarno und zurück. Nebst Müttern,
Frauen und Gourmetfreunden kann auch Eisenbahnfans eine solche Fahrt
nur empfohlen werden, lässt sich
doch im eleganten Doppelpfeil dem Lokführer sehr schön über die
Schultern blicken, wozu man sonst seit dem Ende der BDe - und RBe -
Triebwagen nur selten Gelegenheit hat. Bei Steinen
eilt der RAe 4/8 den beiden Mythen entlang Arth-Goldau entgegen.
|
|
|
|
|
|
Die
Strecke Luzern-Immensee über Küssnacht am Rigi bietet
wunderschöne Ausblicke auf den Vierwaldstättersee und die Berge der
Zentralschweiz. Seit jedoch die Gotthard-Schnellzüge von Luzern den
Umweg über Rotkreuz nehmen, ist es still geworden um
diese Strecke. Nur noch die stündlichen Regionalzüge nach
Brunnen und die Voralpen-Express Züge bieten den Reisenden
diese Ausblicke.
Als am 16.Juli 2006 eine Gesellschaft mit dem RAe
4/8 in der Zentralschweiz unterwegs war, packte ich Kamera und
Sonnencrème, um hier zwischen Meggen und Merlischachen den
Veteran abzuwarten und diesen im passenden Moment auf die
Speicherkarte zu bannen..
|
|
|
|
|
|
Sehr
beliebt sind auch Fahrten in die Ostschweiz und an den
Bodensee, wobei vielfach die Linien Winterthur -
Schaffhausen - Stein am Rhein befahren werden, um dann über
Ossingen und Winterthur zurückzukehren. Dank der vielerorts
noch vorhandenen Infrastruktur mit Kreuzugsgleisen in den
Bahnhöfen sind Extrazüge zwischen den stündlichen
Regionalzügen problemlos möglich.
Die Aufnahme entstand bei
Ossingen, wo bis heute eine Gleiswaage mit Häuschen und die
Abläute-Glocken
überlebt haben. 28.04.2007
|
|
|
|
|
|
Der Viadukt bei Wipkingen von
1856 ist von einer der der ältesten Eisenbahnbrücken der
Schweiz und die Eisenfachwerkkonstruktion eine der letzten ihrer
Art auf Schweizer Hauptstrecken überhaupt. Sie wurde kürzlich
renoviert und dürfte auch für in absehbarer Zukunft erhalten
bleiben. Am 1.Juli 2007 passierte der RAe 1021 die Stelle auf
einer Fahrt nach Laufenburg. |
|
|
|
|