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Ferrocarril
desde el mar hasta los nubes - Eisenbahn zwischen dem Meer und
den Wolken: In einer atemberaubenden Streckenführung, wie
sie wohl auf keiner zweiten Bahn der Welt angetroffen werden
kann, führt die Peruanische
Zentralbahn über 7
Spitzkehren, 60 Brücken und 66 Tunnels durch die Andenkette.
Die Fahrt mit dieser Bahn von Lima am Pazifik über den 4781 hohen Pass
bei Galera gehört zu einer der beeindruckendsten
Eisenbahnreisen überhaupt.
Klicken
Sie auf die Bilder, um zur Entsprechenden Galerie zu gelangen.
Ferrocarril
desde el mar hasta los nubes - Railroad from the ocean to the
clouds: There
are few, if any other Railroads in the world that top the
Peruvian Central in terms of its breathtaking scenery and line:
Passing no less than 7 zig-zags, 60 viaducts and bridges and 66
tunnels, the
Ferrocarril Central passes the 'Codillera' of the Andes at an
altitude of 15,694 ft. A trip with the Peruvian Central from Lima to Huancayo
is undubtedly one of the most exiting
Railroad journeys of the world.
Click
on the images above to show the corresponding picture gallery.
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Es gibt
mach' spektakuläre Bahnstrecken auf dieser Welt. Dennoch können
es nur wenige mit der Peruanischen Zentralbahn Ferrocarril Central Andino
(FCCA)
aufnehmen, was Streckenführung und die grandiose Gebirgslandschaft betrifft. Die Andenbahn Lima -
La Oroya ist nach der neuen Qinghai-Lhasa Bahn die zweithöchste
Eisenbahn der Welt.
Die
Züge der FCCA bezwingen die Andenkette in fast gänzlich
offener Streckenführung mit einem kurzen Scheiteltunnel,
der gerade mal 100m unter der Passhöhe auf 4781m liegt. Die
Züge erreichen nach rund 12
Stunden Fahrt von Callao am Pazifik den Bahnhof La Oroya im Andenhochland, wo eine Strecke zu
den riesigen Tagebauminen von Cerro de Pasco und eine weitere nach
Huancayo weiterführt. Der Personenzug bewältigt heute die
Gesamtstrecke Lima - Huancayo in 10-12 Stunden.
Nach einem
relativ kurzen, moderat ansteigenden Talabschnitt von Callao bis
Chosica (km 54) beginnt hier die eigentliche Bergstrecke. Die
Linie steigt ab hier praktisch ununterbrochen mit 41 bis 47 Promille
an, bis schliesslich bei Galera auf 4781 (km 172) die Andenkette mit
einem kurzen Scheiteltunnel durchquert wird. Dabei werden mehrere,
tief eingeschnittenen Schluchten und 7 Spitzkehren passiert;
eine weitere befindet sich auf der Ostseite des Passes beim
Abstieg nach La Oroya hinunter.
Anders als man es
für Lateinamerika erwarten würde, wickelt die Bahn heute einen
vergleichsweise regen Güterverkehr ab. Transportiert werden vor allem
Erze und Halbprodukte der Tagebauminen und Metallurgischen
Kombinate bei Cerro de Pasco und La Oroya. Gefahren wird nicht nach
einem festem Fahrplan, sondern eher nach Bedarf,
und so ändern Züge und Fahrzeiten praktisch täglich.
In den
vergangenen Jahren ging die Zentralbahn durch einen tief greifenden Wandel.
Während sich die Bahn bei der Privatisierung der
staatlichen ENAFER Peru ende der neunziger Jahre in einem desolaten Zustand
befand und jährlich hohe Verluste einfuhr,
präsentiert sich die Ferrocarril Central Andino FCCA heute,
wenige Jahre nach deren Privatisierung als ein innovatives und
professionell geführtes Güterverkehrsunternehmen. Betreiber und Teilhaber der FCCA ist heute
die Rail Development Corporation RDC aus Pittsburgh, USA, eine
Eisenbahn Finanzierungs - und Managment - Gesellschaft, die auf
dem Gebiet etliche erfolgreiche Joint Ventures in Entwicklungsländern (meist Lateinamerika) vorweisen kann.
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Ferocarril
Central Andino (FCCA, 1435mm) und 914mm Ferrovia
Huancayo - Huancavelica. Publikation mit freundlicher
Genehmigung durch Bill
Metzger. |
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Ferocarril
Central Andino (FCCA, 1435mm) and narrow gauge Ferrovia
Huancayo - Huancavelica Map courtesy by Bill
Metzger. |
Während
noch 1999 Entgleisungen und Unfälle praktisch an der
Tagesordnung waren und im Durchschnitt ganze 4% der Ladungen
unterwegs verloren gingen(!), sieht heute jeder Besucher, dass
sich die Bahn 'Safety First' auf die Fahnen geschrieben hat.
Jeder Bahnarbeiter ist mit Helm und Schutzbrille ausgerüstet,
und beim Rangieren in den Bahnhöfen und den vielen Spitzkehren
fällt sogleich auf, dass hier geschultes und motiviertes
Personal am Werk ist. Jack
Roberson, CEO und Präsident der FFCA,
sagt dazu in einem Interview: 'Safety is the number one priority.
Since 1999, personal injuries have been slashed by 95%.(..)
Since we took over the concession, derailment have been dimished
by 90% and we have now a competent permanet way managment that
knows how to inspect the tracks and knows when and where to
replace materials' 1). An einer Mauer im Bahnhof
Chosica ist zu lesen: "Mi Orgullo e Passion es ser
Ferroviario desde el mar hasta los Andes" - Mein Stolz und
meine Passion ist es, Eisenbahner zwischen Meer und Anden zu
sein.
Im Gegensatz zu den vielen
Negativbeispielen in Lateinamerika, wo die Privatisierung völlig
heruntergewirtschafteter Staatsbahnen letztlich nur zur totalen
Bedeutungslosigkeit oder gar zur Stilllegung vieler Strecken führte,
zeigt die FCCA, dass es auch anders geht, wenn die
Rahmenbedingungen stimmen.
Auch Innovation wird bei der FCCA heute gross geschrieben. So
hat die Bahn 2005 in einem vielbeachteten Projekt begonnen, ihre
Lokomotiven für den Mischbetrieb mit Gas und Dieselkraftstoff
herzurichten. Naturgas wird in Peru selber gewonnen und das
Unternehmen kann so die Auswirkungen der enorm gestiegenen
Dieselölpreise abfedern und unabhängiger vom Erdölimport
werden. 2) 3)
Ein anderes Beispiel für den gegenwärtigen Aufwind der
Eisenbahnen in Peru ist die 2006 beschlossene Umspurung der
Schmalspurbahn Huancayo - Huancavelica von 914mm auf 1435mm,
ein Projekt, das umso erstaunlicher ist, als bei der
Privatisierung davon ausgegangen werden musste, dass dies das Todesurteil
der Bahn bedeuten würde. Das 33 Milinonen - US$ - Projekt
wird gemeinsam durch die Peruanische Regierung und die Andean
Development Corporation finanziert und soll 2008 abgeschlossen
werden.
Dass eine direkte Normalspurverbindung bis zum Pazifik
Vorteile bietet, ist unbestritten. Die
anvisierten 300'000 Passagiere und 30 Millionen Tonnen (!)
Fracht pro Jahr dürften aber eher Wunschdenken von Bürokraten
des Transportministerium in Lima sein, zumal
die 2003 transportierte Gütermenge gerade mal 42'000t 4)
betrug und das Städtchen Huancavelica weder Industrie
noch Bergbau aufzuweisen hat. Auch die anvisierte künftige
Fahrzeit von 2 1/2 Stunden ist gegenüber den 5 1/2 Stunden
heute (im Autovagón) wohl eher Fiktion - die engen Radien der
Schmalspurtrasse dürften auch für Normalspurfahrzeuge kaum höhere
Geschwindigkeiten zulassen.
Das
Ministerio de Transportes y Comunicaciones in Lima hat
aber noch weit ambitiösere Pläne. Einer betrifft ein
400- Millionen-Projekt zur Untertunnelung der Cordillera
im Bereich der Zentralbahn mit einem 21km langen
Scheitelunnel, ein anderes gar die Weiterführung der
Huancayo - Huancavelica Bahn nach Ayacucho, wie dies
bereits beim Bau der Schmalspurbahn ursprünglich
vorgesehen war.
Zurück zur FCCA. Noch in den sechziger und siebziger
Jahren war der tägliche 'Trén de la Sierra' das Verkehrsmittel
schlechthin zwischen Lima und Huancayo. Später begann
mit der Verstaatlichung und dem Ausbau der Passstrasse
der Niedergang der Bahn wie in so vielen anderen Ländern
Lateinamerikas. Während in der darauf folgenden Epoche
des 'Sendero Luminoso' der Betrieb über längere Zeit
sogar ganz eingestellt werden musste, ist seit 2002
wieder regelmässig ein 'Trén de Pasajeros' im Einsatz
- momentan (2007) etwa ein bis zweimal pro Monat im
Sommerhalbjahr.
Längst haben jedoch Autobusse auf der mittlerweile gut
ausgebauten Strasse nach La Oroya und Huancayo der Bahn
den Rang abgelaufen und bewältigen die Strecke in nicht
mal der halben Fahrzeit. Dennoch ist eine Reise im Bus
in keiner Weise mit jener auf der Zentralbahn
vergleichbar. Diese steigt meist hoch über dem Talboden
steilen Bergflanken entlang an und ermöglicht
unzählige, grandiose Ausblicke auf die schroffe
Gebirgslandschaft, während die Strasse grösstenteils
unten auf der Talsohle verläuft.
Eine Fahrt mit dieser Bahn darf denn als
eines der grossen Eisenbahnabenteuer dieser Welt bezeichnet
werden und sollten Sie, falls Sie einmal Peru bereisen,
unbedingt in Ihre Planung einbeziehen. Angaben zu Verkehrstagen
dieser Personenzüge finden Sie unter den Links von Ferovías
del Peru, Ferrocarril Central Andino und
Fahrpancenter. |
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Der
steilste und interessanteste Streckenabschnitt der FCCA. Publikation
des Kartenausschnitts mit freundlicher Erlaubnis durch Fern-Express.
Der entsprechende Artikel war in Fern-Express 2/2202
erschienen. |
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The
most interesting section of the FCCA. Map courtesy by Fern-Express,
reproduced with permission of the editor. Related article was published in issue 2/2002. |
Welchen Stellenwert und Image allerdings die Eisenbahn in Peru heute
bei der lokalen Bevölkerung hat, wurde mir klar, als ich mich
in Lima über die Ferrocarril Central
erkundigte. Ferrocarril? Ya no hay! - Gibt es nicht mehr! Und überhaupt,
die Eisenbahn ist alt, langsam und schmutzig, und das Reisen mit
ihr beschwerlich, ja sogar gefährlich - 'Te pueden robar!' - so
die einhellige Meinung. Dass man aus freien Stücken ein
langsameres, älteres Verkehrsmittel benutzt, oder gar eigens
ein Reiseziel wegen der Möglichkeit einer Bahnfahrt einplant,
kann in Lateinamerika ohnehin kaum jemand nachvollziehen. Man
reist in modernen Autobussen, wobei praktisch
ununterbrochen Spielfilme in alles übertönender
Lautstärke laufen; die Idee, dass man stattdessen
einfach ein Buch lesen oder ungestört die Landschaft
betrachten möchte, stösst dabei auf ebenso wenig
Verständnis wie der Wunsch,
die Vorhänge des Sitznachbarn zwecks besserer Aussicht
ein bisschen
zurückziehen zu wollen! Nun, man soll sich als Besucher ja
gefälligst den lokalen Gegebenheiten anpassen!
Glücklicherweise war zum Zeitpunktes meines Aufenthaltes in
Lima im Juni 2006 gerade eine Fahrt des Personenzuges nach
Huancayo angekündigt, wovon ich natürlich durch nichts
abzubringen war. Allerdings war es in der Folge nicht ganz
einfach, für diesen Zug überhaupt eine Fahrkarte zu besorgen. Wer etwa versucht, beim Bahnhof Desamparados (die Hilflosen) in
unmittelbarer Nachbarschaft des Historischen Stadtzentrums und
des Präsidentenpalastes eine Fahrkarte oder auch
nur eine Information zu ergattern, sieht sich enttäuscht:
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Der
Bahnhof ist zugesperrt und völlig verwaist. Stattdessen mussten
erst einmal Fahrzeiten und -Preise bei der Direktion der FCCA
erfragt werden, anschliessend der Betrag auf ein Konto einer lokalen Bank
einbezahlt werden; schliesslich konnten die Fahrkarten beim Hauptquartier der FCCA abgeholt werden.. Fast hatte
man den Eindruck, die Bahn wollte es den Reisenden nicht allzu
leicht machen, um nicht allzu sehr mit Anfragen und Fahrgästen überhäuft
zu werden! Dabei hätte diese Eisenbahn das Potenzial
zu einer erstklassigen Touristenattraktion des Landes zu werden -
wenn man es bloss erkennen, professionell vermarkten und
betreiben würde!
Immerhin
ist in der Zwischenzeit die Weibseite verbessert worden,
und für 2007 sind 15 Fahrten vorgesehen, Details können
unter Ferovías
del Peru
abgerufen werden.
Nicht
verwechseln sollte man die
FCCA mit der bekannten, gerne als "Andenbahn" bezeichneten Schmalspurlinie Cuzco - Ollantaytambo - Aguas
Calientes, welche
dank ihrer Monopolstellung
jährlich
hunderttausende von Touristen zu den Inka-Ruinen von
Machu Picchu karrt. Die Strecke wird
heute zusammen mit der Normalspurbahn Cuzco
- Juliaca - Puno von PeruRail
betrieben. Beide Strecken verlaufen zwar vorwiegend im
Andenhochland durch landschaftlich reizvolle, aber unspektakuläre Hochtäler und sind bei weitem
nicht mit der hier beschriebenen Ferrocarril Central
vergleichbar.
Das
gleiche gilt für die Schmalspurbahn Huancayo
- Huancavelica. Diese von der lokalen Bevölkerung
leicht ironisch "El tren Macho" genannte Bahn
(Nunca se sabe cuando viene y cuando se para..) führt fernab der grossen
Besucherströme durch einsame, wildromantische
Gebirgstäler in das verschlafene Provinzstädtchen Huancavelica.
Hier ist nicht der Endpunkt, sondern die Reise selbst das
Ziel. Wer sich die nötige Zeit dafür nimmt, wird
mit einem unvergesslichen Reiserlebnis durch das
Andenhochland belohnt. Und während dem Besucher für eine Reise mit dem
Touristenzug nach Macchu Picchu (110km) ganze 68 US$ (!)
abgeknöpft werden
in der preiswertesten 'Backpacker'-Klasse (2006), sind es für
die 179 km der Ferrocarril Huancayo - Huancavelica
gerade mal umgerechnet 5USD$ für eine Rückfahrkarte,
Musica 'Huayno' und Einladung zur Führerstandsmitfahrt
auf dem Triebwagen inbegriffen!
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Die
Ferrocarril Huancayo - Huancavelica FHH
bietet dem Besucher ein Reiseerlebnis durchs
romantische Täler im Andenhochland abseits der
ausgetreten Toristenpfade. Ein
längerer Zwischenhalt in Iczuchaca (oben) wurde von Personal und
Reisenden dazu genutzt, ein Frühstück in der lokalen Bahnhofkneipe
einzunehmen, bevor der 'Autovaggon' nach Huancavelica
(unten) weiterfuhr. |
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The
Ferrocarril Huancayo - Huancavelica FHH
narrow gauge line offers a travel experience off the
beaten track through scenic valleys of the Anden highlands. A
stop at Iczuchaca (top) allowed staff and passngers to
have their breakfast at the station, before the railcars
proceeded to Huancavelica. (below) |
1)
Going Full Throttle: Ein sehr
interessanter Artikel über die FCCA erschien 2005 in der Zeitschrift
LatinTracks:
Jack Roberson, CEO der FCCA erzählt in einem Interview, wie die
Bahn den Turnaround schaffte: Artictle_07_2005_Jack
Roberson_LatinTracks.pdf
(English/ Español)
2)
The sky is the limit: Ein weiterer Artikel über die FCCA der Zeitschrift
LatinTracks
zeigt, wie die FCCA mit innovativen, modernisierten Güterwagen
und Triebfahrzeugen die Herausforderungen der Zugkunft meistern
will: Artictle_07_2005_The
sky is the limit_LatinTracks.pdf
(English/ Español)
3)
Climbing the Andes with dual-fuel-power, Railway
Gazette International, July, 2006
4)
Analysis
de las Characteristicas del systema actual de transporte
ferroviario, 2005, Ministerio de Transportes y
Communicaciones, Perú
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Links:
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(c) Markus
Fischer, Zürich |
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