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České Drahy - Alte Bahnhöfe, verträumte Nebenstrecken und bemerkenswerte Fahrzeuge

Hanusovice, früher Hannsdorf, ist noch heute ein wichtigen Knotenpukt am 'Schlesischen Semmering'. So wird die ČD- Kursbuchstrecke 292 Šumperk (Mährisch Schönberg) - Jesenik (Freiwaldau) - Krnov (Jägerndorf) durch das Altvatergebirge oft genannt. 831 109 hat auf seiner gut viereinhalbstündigen  Fahrt von Zlaté Hory über Šumperk nach  Olomuoc gerade Hanušovice erreicht. Die Aufnahme entstand am 05. Oktober 2003.

Diese zwischen 1949 und 1960 gebauten Triebwagen der Reihe 831 (ursprünglich M.262) gehören zu den ältesten und - für mich wie für viele andere Eisenbahnfreunde - zu den formschönsten Fahrzeugen der Tschischen Staatsbahn Česke Drahy. Gebaut wurden sie nicht, wie man vielleicht erwarten würde, bei einer der grossen tschechschen Lokschmieden wie ČKD oder Škoda, sondern bei der kleineren Moravskoslezsá Vagonka im Mährischen Studénka.(Stauding). 

Der Bau von Dieseltriebwagen in nahmhaften Stückzahlen hatte in der Tschechoslowakei eine lange Tradition und begann schon in den dreissiger Jahren. 

2003 gab es nur noch drei Depo's im Land, welche die M.262 Triebwagen aus den fünfziger und sechtziger Jahren planmässig einsetzen.

Dass sich diese eher moderat motorisierten Fahrzeuge gerade auf den landschaftlich  reizvollen, aber steigungreichen Strecken im Böhmerwald und in Nordmähren so lange halten würden, hätte wohl kaum jemand  vorausgesagt.

Wer sich nach dem Besuch des goldenen Prag in die Provinz zu den Nebenstrecken Böhmens und Mährens aufmacht, wird kaum ennttäuscht: Auf einem bislang weitgehend von Stillegungen verschont gebliebenen Bahnnenetz verkehrt eine Vielfalt an Lokomotiven und Triebwagen, die in Europa heute praktisch einmalig ist.

Tschechische Eisenbahnromantik: Ein Triebwagen der Reihe 831 erreicht Nemilkov an der Strecke  Klatovy (Klattau) - Horazd'ovice (Horaschdowitz). Fast jeder Bahnhof dieser Strecke im Böhmerwald ist bis heute (2007) noch besetzt und bietet vollständige Infrastruktur.
Eisenbahnromantik, welche andernorts seit Jahrzehnten schon verschwunden ist wie Blumengeschmückte, besetzte Bahhöfe, idyllische Haltepunkte, Stellwerke, Formsignale und Schrankeposten aus der K&K-Zeit sind bis heute fast überall in der Republik anzutreffen. 

Gut zwei Jahrzehnte nach der Wende besteht das Gros der Anlagen und Fahrzeuge der ČD noch immer aus den gleichen wie 1989, präsentiert sich jedoch ungleich gepflegter. Natürlich flossen die Investitionen erstmals in den Ausbau der wichtigsten Hauptstrecken des Landes und in Rollmaterial für den Aufbau eines IC - Netzes, so dass bei den Fahrzeugen des Regionalverkehrs und bei der Infrastruktur der Nebenstrecken entsprechend gespart werden musste. 

Die tschechische Regierung hat ihre Bahn bis heute von eigentlichen Schocktherapien wie Kahlschlag bei Strecken und Fahrplänen á la PKP verschont, auch wenn sich der tiefverschuldete Staat bereits in den vergangenen Jahren gezwungen war, tausende von Stellen bei der CD zu streichen.

Seit auch in Tschechien im Nahverkehr das Bestellerprinzip gilt und die Landkreise Leistungen ordern und finazieren, gerät die Bahn zunehmend unter Druck, Kosten zu sparen und den Betrieb entsprechend zu rationalisieren

Oben: Anlässlich einer Sonderfahrt befuhr die Nebenbahnlokomotive 354.196 die Strecke Karlovy Vary - Mariánské Lázně (Karlsbad - Marienbad). Die Aufnahme zeigt sie vor der Kulisse des Städtchens Teplá. Unten: Die gleiche Maschine be der Ausfahrt von Bečov nad Teplou. 28.09.2008

 

Dass bei den knappen Finazen der öffentlichen Hand es schwierig ist, auch noch Mittel für anstehende, über Jahre aufgeschobene Erneuerungsinvestitionen aufzubringen, ist verständlich.

Sosehr sich die Kunden der CD vielleicht zeitgemässere Fahrzeuge und eine modernere Infrastruktur wünschen, freut sich der Eisenbahnfreund über die Bahnnostalgie und den Charme vieler Strecken der CD. Obschon der Betrieb auf fast allen Nebenstrecken mit Triebwagen abgewickelt wird, ist der dieser höchst personalintensiv.

So verfügen die zu den Triebwagen passenden, leichten Anhängewagen allesamt über keine Führerstände, wodurch bei allen Wendebahnhöfen umfahren werden muss. 

Dies rechtfertigt wiederum "richtige" Bahnhofsinfrasturktur und natürlich auch Personal. Aber gerade diese althergebrachte, klassische Betreibweise macht viel vom Reiz der CD Nebenstrecken aus, und vom fotografischen Standpunkt her sind Züge, die stets Triebwagen voraus verkehren, ohnehin viel interssanter. 

Um mit den veralteteten Fahrzeugen und Anlagen tagtäglich einen planmässigen Betrieb  durchführen zu können, ist manchmal schon ein bisschen Impriovisationskunst und gefragt. Die tschechischen Eisenbahner sind sich dessen bewusst. Mit einer Mischung aus Fantasie, Witz und Ironie haben sie schon zu Zeiten des Kommunismus für praktisch jedes  Triebfahrzeug einen passenden Spitznamen gefunden. 

So nennen sie den oben abgebildeten Triebwagen der Reihe 831 je nach Region 'Šumavska Střela', (Böhmerwald - Geschoss) 'Veteran', 'Žhavá trubka' (glühende Röhre) oder schlicht 'Dvaašedesátka' - zweiundsechtzig; gemeint ist M.262, wie der  Triebwagen ursprünglich bezeichnet wurde.

Die Geräuschkulisse dieser Vehikel mit dem langsamlaufenden 'Schiffsdiesel' ist einmalig. Beim Anfahren wird der grosse Dielselmotor auch im Fahrgastraum deutlich hörbar und lässt zunehmend den ganzen Wagenkasten erzittern, ehe mit zunehmender Fargeschwindigkeit der Diesel durch das Summen der Fahrmotoren übertönt wird, alles in allem ein uriges Fahrgefühl,  das man erlebt haben muss!  

Wer ein Blick in das Kursbuch der ČD wirft, dem fällt auf, dass hier bis heute ein dichtes Netz von Eisenbahnenlinen betrieben wird, das selbst die tiefste Provinz erschliesst. Oft sind selbst kleinste Städchen über eine beschauliche Nebenbahn mit der grossen, weiten Welt verbunden, und mancherorts treffen drei, oder gar vier solcher Bahnstrecken in einem kleinen Knotenbahnhof zusammen. 

Viele dieser Nebenbahnen werden von den beinahe allgegenwärtigen Triebagen der Reihe 810 bedient, welche von deutschprachigen Eisenbahnfreunden wegen ihrer Form spöttisch "Brotbüchsen" genannt werden. Gerade diesen schmucklosen und profanen Fahrzeugen ist aber das Überleben so mancher Nebenbahn in Böhmen und Mähren zu verdanken.

Erleben Sie auf den folgenden Seiten böhmische Nebenbahnromantik mit dem Abiente längst vergangener Tage und die Vielfalt der Landschaften der Tschechischen Republik! 

Die zweiachsigen 'Brotbüchsen' der Reihe 810  dominieren bis heute den Verkehr auf den unzähligen Nebenstrecken der CD, hier  bei Techonin auf der Strecke Letohrad - Dolni Lipka, 03.05 2006.
Eine Fahrt mit einem 831er über den 'Schlesischen Semmering' sollte sich jeder Freund dieser Altbautriebwagen einmal gönnen, solange sie noch täglich durchs Gebirge brummen. Die Aufnahme zeigt 'Motorový vůz' 831 182 auf seiner ultimativen Altvartergebirgsrundfahrt Olomouc - Sumperk - Jesenik -  Mikulovice - Zlaté Hory (Os 3607) in Jesenik. 20.10.2005
In Tschechien trifft der Besucher fast auf Schritt und Tritt auf alte Burgen, Schlösser, Kirchen und Klöster; hier ein Renaissance-Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert bei Ruda nad Moravou in Nordmähren.

".. Der Reichtum des Landes giebt ihm auch landschaftlich ein eingenthümliches Gepräge. Zunächst ein Wort über das Land. Dass es schön ist, hob ich schon hervor; es ist aber auch eingenthümlich. Diese Eigenthümlichkeit liegt zum Theil in den Kulturverhältnissen, in der Art und weise, wie das Land bebaut und bewohnt ist. Es fehlen - eine Folge seiner reichen Cultur, ganz im Gegensatz zu andweren slawischen Ländern - die weiten Flächen, auf verhältnismässig kurze Distancen hin wachsen die Dörfer am Wege oder auf den Feldern auf und geben daduch der Landschaft einen Charakter, der mehr an die niedersächsische Art, als an die slawische Art erinnert."  

Theodor Fontane, Über Böhmen und die Böhmen, 1866

Hintergrundbild: Auf einem Gebirgskamm hoch über Kraliky (Grulich) thront das 300 jährige Kloster Muttergottesberg. Ein Kreuzweg mit 8 Kappellen führt durch eine Lindenallee dort hinauf. Das Kloster ist seit 1996 wieder Wallfartsort und für Pilger und Besucher geöffnet. 

Unten: Soldaten der I.Republik anlässlich eines Dampfgeführten Theaterzuges (!) in Horní Lipova. * Rudský zámek -  Schloss bei Ruda nad Moravou * 475 geführter Sonderzug bei Ramzova * Ein unverwüstlicher 831 in Branná.

 

 
Links: Stránky Pratel Zeleznic Tschechische Website mit Fotogalerie aller Triebfahrzeug-Baureihen der ČD. Alle Infos auf Tschechisch.
zelpage.cz Die Webseite über die Bahnen in Tschechien und der Slowakei schlechthin mit Galerien sortiert nach Kursbuchstrecken. Eine Ausgezeichnete Quelle zur Vorbereitung von Touren. Auch in Deutsch.
Railpage.net Website mit Fotogalerien und News über die Slowakische und Tschechische Bahnszene. Infos auf Tschechisch. Die Galerien sind sehr sehenswert.
Railgallery.cz Webseite mit interssanten, schönen Bildern primär über Bahnen in Tschechien. Durch eine Evaulation der eingereichten Bilder mit einem Punktesystem wird eine hohe Qualität der Bilder sichergestellt. Surftipp!
www.cd.cz/ Offizielle Webseite der ČD mit Fahrplänen etc. Nur auf tschechisch.
Railography Duncan Cotterill's Website mit schönen Streckenaufnahmen und informativen Texten über verschiedene tschechsche Bahnstrecken.
Ostbahn.info Thomas Wünsch's Website mit vielen Gallerien zu Eienbahnen in Tschechien, Polen, Rumänien etc. 

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(c) Markus Fischer, Zürich