Die
ČD-Kursbuchstrecke
310 Olomouc - Bruntal - Krnov durchs 'Niedere Gesenke' - so
wurden die östlichen Ausläufer des Altvatergebirges früher genannt -
mag
weniger bekannt und weniger spektakulär sein als die
westlich davon verlaufende Strecke 292 Sumperk - Jesenik im 'hohen'
Altvatergebirge (Hruby Jeseník). An landschaftlicher
Schönheit steht sie letzterer jedoch kaum nach. Mit einem
Sonderzug durchfährt 464.202 am 7.Oktober 2006 die Hochmoorlandschaft bei
Moravský
Beroun.
Die
Strecke von Olmütz nach Jägerndorf und Troppau wurde
1872 von der Mährisch-Schlesischen Centralbahn eröffnet.
Die
Strecke folgt nordöstlich von Olomouc dem romantischen Tal der
Bystřicí (Feistritz), um dann ab dem Bahnhof Hlubočky
(Hombok) im zunehmend enger werdenden Tal kontinuierlich
anzusteigen. Der nun folgende Bahnhof Hrubá
Voda versprüht mit
seinem stattlichen Aufnahmegebäude ein melanchonischer Charme;
der brockelnde Putz,
unter dem sein einstiger Name "Grosswasser"
wieder hervortritt, lässt der den Besucher
sinnieren, wie es hier zu Zeiten der Mährisch-Schlesischen
Centralbahn
ausgesehen haben mag. Eine schmale Strasse führt bis hierhin,
im weiteren Verlauf der Strecke führt bloss noch ein Feldweg
durch das romantische Tal. Die Linie steigt kontinierlich an und
führt durch dichten Wald, um dann bei km 29 Domašov nad
Bystřicí (Domstadtl) zu erreichen.
Über abgeschiedene Hochmoore
geht die Reise weiter nach
Moravský Beroun (Deutsch Bärn). Hier zweigte einst
die Schmalspurbahn Deutsch Bärn - Andersdorf - Hof in Mähren ab.
Heute ist allerdings kaum mehr etwas davon auszumachen, zumal die Bahn bereits 1933 eingestellt
wurde.
Bei
Dětřichov nad Bystřicí (Dittersdorf a.d.
Feistritz) ist der Scheitelpunkt erreicht und die Strecke fällt
anschliessend sanft Richtung Valsov (Kriegsdorf) und Bruntal
(Freudenthal).
Bei diesen beiden Orten zweigen Nebenstrecken ab; etliche
Güterwagen auf diesen Bahnhöfen zeugen davon, dass hier noch
rege verladen wird. Die Gegend ist hier vorwiegend
Landwirtschaftlich geprägt;
offene Weidelandschaften wechseln mit bewaldeten Abschnitten ab.
Bruntál
erhielt als erster Ort im heutigen Tschechien das Magdeburger Stadtrecht,
König Přemysl Otakar I gewährte dem dem wichtigen
Städchen an der Handelsroute zwischen Mähren und Schlesien die
Stadrechte um 1213. Über
Jahrhunderte war Bruntal geprägt vom Bergbau; die
Silberressourcen dieser Region ermöglichten es König Wenzel II
anfangs des 14. Jahrhunderts erst, die damals stärkste europäische
Währung, den Prager Groschen, einzuführen. Anlässlich des
EU-Beitritts der Tschechiens wurde in Hinblick auf diesen
historischen Hintergrund sogar eine eigene Euro-Münze geprägt.
Die Nachfrage nach dem Bruntaler Euro soll sehr gross
sein.
Ab
Bruntal fällt die Strecke
steilen Berghängen entlang zum Schlesischen Tiefland hin ab. In
Milotice nad Opavou, einer einsamen, mitten im Wald gelegenen Station, zweigt
eine von OKD Doprava
betriebenen Nebenstrecke nach Vrbno pod Pradedem ab. Über
Brantice wird der Knotenbahnhof Krnov
(Jägerndorf) im
Mährisch-Schesischen Flachland erreicht. Von hier aus zweigen
Strecken nach Glucholazy (Ziegenhals, PL) und Opava (Troppau) ab.