Der Böhmerwald, das Lausitzer-
oder das Riesengebirge dürfte dem Leser, der Tschechien schon bereist hat,
sicherlich ein Begriff sein. Wo aber liegt nur das Adlergebirge?
Das Orlické Hory - wie es auf Tschechisch heisst, ist ein langgestreckter Gebirgszug im Norden
des Landes an der Grenze zu Polen. Jenseits des Gebirgskammes setzt es
sich auf der Polnischen Seite mit dem Reichensteiner und
Habelschwerdter Gebirge fort, im Südosten geht es in das Hohe
Gesenke (Altvatergebirge) über. Eine eher unspektakuläre Hügellandschaft ohne grosse Städte, aber dennoch mit vielen
kleinen Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Klöster und
Burgen und einer weitgehend intakten Natur. Gut möglich, dass ich das
Adlergebirge vielleicht gar nie kennen gelernt hätte, würde hier nicht eine der letzten, nicht
elektrifizierten Hauptstrecken der
ČD zur Polnische Grenze führen.
Die Strecke ist ein richtiges Eldorado für Bardotka - Fans. Diese kommen
im Güterverkehr ab Letohrad
zum
Einsatz, wo die elektrifizierte Strecke von Usti
nad Orlici auf die eingleisige, nicht elektrifizierte Hauptstrecke von
Tyniste nad Orlici trifft. Das BW beheimatet eine grössere Anzahl von
Maschinen der Reihe 749 und 751, welche ab hier in Doppeltraktion
schwere Güterzüge zum Polnischen Grenzbahnhof Miedzylesie bringen.
Den Namen 'Bardotka' erhielten die Loks wegen ihren
charakteristischen 'Vorbauten' - offensichtlich hatte die
Französische Schauspielerin Brigitte Bardot seinerzeit selbst den
Eisenbahnern im Ostblock den Kopf verdreht!
Im Gegensatz zur
Filmschauspielerin, die schon vor Jahren durch jüngere abgelöst
wurde, erfreuen sich die 'Bardotkas' der Reihe 749 und
751 bei der ČD wie bei
Eisenbahnfreunden ungebrochener Beliebtheit.
Während
Eisenbahner vor Allem ihre robuste und bewährte Konstruktion zu
schätzen wissen, welche viele Bardotkas gar die später gebauten und moderneren
'Brejlovici' (Brillen) überdauern liessen, lieben sie
Eisenbahnfreunde wegen ihrer Form, ihren unzähligen Anstrichvarianten
und vor allem wegen ihrem eindrücklichen Sound, speziell bei der
Güterzugvariante 751. Schalldämpfer, werden sich die
Verantwortlichen der ČD
gesagt haben, nehmen bloss unnötig Leistung weg, also wozu
bloss?
Nachdem über Jahre die Brejlovec
der Reihe 750 ab
Tyniste nad Orlici die Bespannung der Schnellzüge R 250 Praha-Poznan
und R
757 Pilsen-Jesenik sicherstellten, kamen seit dem Rückzug der
alternden Brillen auch bei diesen hochwertigen Zügen wieder die
älteren 'Bardoktas' der zum Einsatz. Leider sind
aber diese beiden Schnellzüge seit Dezember 2006 aus dem
Fahrplan verschwunden; immerhin wurde stattdessen ein neuer
Wochendschnellzug 'Snesnik' nach Dolni Lipka eingeführt.
Die Strecke führt ab Letohrad
Richtung Nordosten dem Flüsschen Tichá Orlice (Stille Adler)
entlang. Ab Jablonné nad Orlici steigt sie kontinuierlich an und
erreicht schliesslich bei Lichkov, kurz vor der Polnischen Grenze, den Scheitelpunkt.
Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis zum polninschen Grenzbahnhof Miedzylesie
(Mittelwalde).
In Lichkov zweigt eine Strecke nach
Dolni Lipka
und
weiter nach Hanusovice
im Altvatergebirge ab; eine weitere führt von Dolni Lipka nach Stity.
Mehr zu den Strecken und den eingesetzen Fahrzeugen in der
anschliessenden Galerie!